Weil es nicht wurst ist – Über die Schwierigkeiten von Zero Waste am Imbiss-Stand
Pommes mit Ketchup, Currywurst mit richtig viel Soße und dazu ein kühles Getränk. Das ist Arena-Kulinarik, wie Fans der TSG Hoffenheim sie kennen und lieben. Ehrliches Essen und Trinken, mit dem man Siege feiert, das Energie und manchmal auch Trost spendet. Zurück Zuhause ist der ein oder andere Fleck auf dem TSG-Trikot das Zeugnis für großartige Stunden im Stadion. In der PreZero Arena aber bleibt nach einem Match mehr als ein kleiner Fleck zurück. Wenn für das leibliche Wohl tausender Fans gesorgt wird, sind am Ende nicht nur die Bäuche, sondern auch die Abfalleimer gut gefüllt – mit Currywurstschalen, kleinen Pommes-Gabel, Servietten und Co.
Es ist nicht bloß eine Pommestüte
Definitiv zu viel, um der Zero Waste Vision zu entsprechen und ein Bereich in der PreZero Arena, in dem schon früh Einsparpotenzial erkannt und nach kreativen Lösungen gesucht wurde. Dass so etwas nicht von heute auf morgen funktioniert, ist klar. Alle Maßnahmen – vom Mehrwegbecher bis zu den Abfall-Trennstationen – werden in der PreZero Arena stets aufwändig geprüft. Denn es geht darum, einen echten Mehrwert zu schaffen, Abfall-Kreisläufe zu schließen und dafür zu sorgen, dass Nachhaltigkeit keine leere Phrase ist – auch wenn es „nur“ um die Pommestüte geht.
Manchmal führt das aber auch dazu, dass Projekte scheitern. Denn genau wie im Fußball, läuft trotz Training, akribischer Vorbereitung und durchdachter Taktik nicht immer alles nach Plan. Rückschläge gehören dazu und so ist auch der Weg Richtung Zero Waste Vision hin und wieder etwas holprig – so wie bei den Schalen für die Currywurst.
Das Ziel: Nachhaltige Foodware
Um das hohe Abfallaufkommen durch so genannte Foodware – also verschiedenste Verpackungen für Speisen –, zu minimieren, sollten Snackschalen und Co. eingeführt werden, die dem Kreislaufgedanken der PreZero Arena entsprechen. Konkret: Am besten werden sie aus Recyclingmaterial gefertigt und können im Anschluss kompostiert werden.
Die Idee: Foodware aus recyceltem Graspapier.
Und zwar nicht aus irgendeinem Gras, sondern aus dem Rasenschnitt, der in der PreZero Arena anfällt. Erscheint erstmal ungewöhnlich, ist aber nichts Neues in Hoffenheim. Schon längst werden die Autogrammkarten der Teams aus diesem ganz besonderen Papier gefertigt. Warum es also nicht auch für Pommestüten, Burgerboxen, Snackschalen und sogar Teller verwenden?
Die Herausforderung: Ist das wirklich kompostierbar?
Was naheliegend klingt, ist in der Umsetzung leider nicht so einfach. Dabei sind doch die meisten Pommesschalen aus Pappe, oder? Eine Frage, die sich mit einem klaren Jein beantworten lässt. Zwar sind viele solcher Lebensmittel-Verpackungen auf Papierbasis, aber damit sie auch alltagstauglich sind, müssen die Schalen, Tüten und Boxen zusätzlich beschichtet werden. Denn so eine Currywurst mit ordentlich Soße weicht eine Pappschale schneller auf, als Kasper Dolberg über den Platz sprintet.
Nutzt man aber Kunststoff-Beschichtungen für das Papier, hat man wiederum ein Produkt, das im Restmüll landen muss und nicht auf dem Kompost. Viele Bio-Kunststoffe werden damit beworben, ganz einfach kompostierbar zu sein. Doch vor allem für den heimischen Komposthaufen stimmt das nicht, denn diese speziellen Kunststoffe brauchen viel Zeit und vor allem sehr spezifische Bedingungen, um wirklich zu verrotten. Dies ist häufig nicht mal in professionellen Kompostieranlagen möglich.
Der Versuch: Ab in die Kompostieranlage!
Gemeinsam mit dem Graspapier-Hersteller wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die Foodware so zu gestalten, dass die Produkte sowohl für fettige Lebensmittel als auch für die Kompostierung geeignet sind. Eine spezielle Art des Graspapiers sollte dafür sorgen, dass diese Kriterien erfüllt werden. Ein Zertifikat des Herstellers bescheinigte dem Material bereits die nötigen Eigenschaften, doch eine Einführung der Produkte ohne Praxistest kam natürlich nicht in Frage. Daher wurden Gras-Teller, -Schalen, -Pizza-Dreiecke, -Pommestüten und -Sandwich-Taschen testweise produziert, um in einem mehrwöchigen Testlauf herauszufinden, ob sie in einer Kompostieranlage verrotten.
Das Ergebnis:
Nach mehreren Wochen in einer speziellen Anlage war klar: Das Material entspricht nicht den Anforderungen, weil es nicht in der gewünschten Form verrottet. Anstatt sich in der geplanten Zeit zu zersetzen, bleiben große Teile übrig, die aussortiert werden müssen, da sie den Verrottungsvorgang des übrigen Komposts behindern. Alles, was aussortiert wird, muss als Restmüll behandelt werden und landet in der thermischen Wiederverwertung, sprich der Müllverbrennung.
Die Konsequenz:
Obwohl die Idee von Graspapier-Schalen und Co. vielversprechend klingt: Solange das Material nicht den Ansprüchen gerecht wird und nicht kompostierbar ist, wird es auch keine Graspapier-Foodware in der PreZero Arena geben. Denn nur weil das Material auf den ersten Blick einen nachhaltigen Anschein macht, trägt es nicht dazu bei, Kreisläufe zu schließen und so die Zero Waste Vision zu unterstützen.
Der Ausblick:
Während sich bei den Getränken bereits ein Mehrweg-System etabliert hat, stellen die Lebensmittel-Verpackungen die PreZero Arena weiterhin vor eine Herausforderung. Ob solch ein System auch im Foodbereich umsetzbar ist oder es andere Lösungen gibt, gilt es herauszufinden. Zum Glück bietet die Zero Waste Vision noch viel Raum für neue Ideen, Innovationen und Konzepte. Damit am Ende auch Zero Waste drin ist, wo Zero Waste draufsteht.