Großes Event, kleiner Fußabdruck – So werden nachhaltige Events möglich
Die Lautsprecher wummern, die Scheinwerfer strahlen und Menschen strömen massenweise in Hallen, Stadien und Arenen. Egal, ob Konzert, Sportwettkampf, Festival oder Kultur-Event – Großveranstaltungen stellen selbst die erfahrensten Organisatoren immer wieder vor neue Herausforderungen. Im Jahr 2022 geht es dabei nicht bloß um logistische oder wirtschaftliche Aspekte, auch der Umwelt- und Klimaschutz rückt zurecht mehr und mehr in den Fokus der Veranstalter. Doch wie bekommt man scheinbare Gegensätze wie ausschweifende Groß-Events und den Wunsch nach Ressourcenschonung unter einen Hut?
Alles beginnt mit dem Willen zur Veränderung. Eine umweltfreundliche Veranstaltung bedeutet zuerst einmal mehr Aufwand in der Planung – etliche Abläufe müssen dafür neu gedacht und neu gemacht werden. Von der Anreise bis zum Abfallmanagement: Für so gut wie jeden Event-Bereich gibt es effektive Maßnahmen und kreative Lösungen, um Ressourcen zu sparen und Emissionen zu verringern.
Mobilität: Umweltfreundlich an- und abreisen
Geht man vom CO2-Fußabdruck einer Veranstaltung aus, fällt der Startschuss bereits bei den Besuchern zuhause. Tatsächlich machen An- und Abreise in der Regel den größten Anteil der Treibhausgas-Emissionen eines Events aus. Vor allem, wenn die meisten Besucher mit dem eigenen PKW anreisen, statt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Wer wissen will, wie groß der Unterschied ist, nutzt den CO2-Rechner für Veranstaltungen, den das Umweltbundesamt zur Verfügung stellt. Ergebnis: Fährt ein Fußballfan 30 Kilometer mit dem Auto ins Stadion und wieder zurück, entstehen fast dreimal so viele Treibhausgase wie bei der Nutzung von Bus und Bahn. Selbst wenn man noch den besten Freund mitnimmt, liegt der CO2-Fußabdruck der Autofahrt immer noch um 50 Prozent höher. Bei Fußballstadien mit mehreren zehntausend Besuchern kann der Unterschied an einem Spieltag weit über 100 Tonnen CO2 ausmachen. Im Vergleich: Pro Jahr verursacht der durchschnittliche Deutsche etwa 11 Tonnen relevanter Treibhausgase.
Heißt konkret: Als Organisator sollte man darauf achten, dass eine umweltfreundliche Mobilität rund um den Veranstaltungsort nicht nur möglich, sondern auch attraktiv ist. Im Idealfall gibt es eine gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel, genügend Fahrrad-Stellplätze und nach Bedarf emissionsarme oder -freie Shuttleangebote. Wichtig hierbei: Besucher am besten schon bei der Bewerbung des Events proaktiv auf die umweltfreundliche An- und Abreise aufmerksam machen und genügend Informationen zur Verfügung stellen, um die Wege möglichst bequem zu gestalten.
Gute Idee:
Mit Kombitickets für Eintritt und Anreise attraktive Anreize schaffen!
Scheinwerfer aus, Tageslicht an? Warum es nicht immer so einfach ist
Scheinwerfer, Lautsprecher, Kühlschränke. Große Events verbrauchen viel Energie. Das bedeutet aber gleichzeitig auch ein großes Einsparpotenzial. Ein richtiger Energiefresser ist definitiv die Beleuchtung. Die naheliegendste Lösung? Lampen ausschalten und Tageslicht nutzen, denn das verbraucht keinen Strom und ist noch dazu kostenlos.
Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Je nach Veranstaltungsort fehlen die Fenster oder bestimmte Vereinbarungen machen das Stromsparen schwierig. Aktuell müssen Bundesligastadien – um eine optimale TV-Übertragung zu gewährleisten – die Flutlichtanlagen schon eine Stunde vor Anpfiff einschalten. Selbst bei Nachmittags-Spielen im Sommer, wenn genügend Tageslicht vorhanden ist. Dazu kommen stromintensive LED-Banner, die aufgrund von Werbeverträgen weiter leuchten müssen. Würde man sie ausschalten, entgingen den Vereinen wichtige Einnahmen, die mit der Einsparung durch den Stromverbrauch nicht zu kompensieren wären.
Verbrauch senken und erneuerbare Energien nutzen
Stromsparen ist auch im Bereich Heizen und Kühlen möglich. Räume müssen nicht zwangsweise auf mehr als 19 oder 20 Grad beheizt werden und wer den Veranstaltungsort mit ausgeklügeltem Sonnenschutz ausstattet, spart sich die übermäßige Nutzung von Klimaanlagen. Essenziell ist aber nicht nur der Stromverbrauch, sondern auch die Frage der Erzeugung. Im besten Fall besteht die Möglichkeit, den Ökostrom aus dem öffentlichen Netz zu nutzen. Oder noch besser: Mobile oder feste Anlagen installieren, die erneuerbare Energien aus Sonne oder Wind erzeugen.
Eine weitere gute Idee ist es, innovative Lösungen in Betracht ziehen. Es gibt bereits Festivals, die ihren Energiebedarf mit temporären Solaranlagen oder sogar stromerzeugenden Fahrrädern decken. Sind Generatoren notwendig, gibt es mittlerweile Geräte, die sogar mit herkömmlichem Rapsöl oder wieder aufbereitetem Speiseöl betrieben werden können.
Abfall & Ressourcen: Weniger ist mehr
Events verbrauchen nicht nur Strom, sondern auch Wasser, Lebens- oder Reinigungsmittel. Im Alltag ist vielen der verantwortungsvolle Umgang mit diesen Ressourcen bereits wichtig. Warum also nicht auch bei Veranstaltungen darauf achten? Simpel, aber effektiv sind sparsame Toilettenspülungen, Nutzung von Regenwasser und der Verzicht auf Warmwasser in den Sanitäranlagen. Umweltverträgliche Reinigungsmittel und deren sparsamer Einsatz können die Belastung für das Ökosystem minimieren. Wasser lässt sich im Übrigen auch indirekt sparen, denn wer bei der Bewerbung des Events vor allem auf digitale Inhalte setzt, nutzt weniger Papier, für dessen Herstellung häufig viel Wasser verbraucht wird. Flyer, Broschüren, Einladungen, Eintrittskarten – vieles lässt sich durch digitale Angebote ersetzen und der Druck doch sein muss, gibt es umweltfreundliche Alternativen wie Recycling- oder Graspapier.
In Sachen Lebensmitteln gibt es vor allem zwei wichtige Stellschrauben. Einerseits kann man bereits bei der Auswahl der Speisen und Getränke auf Faktoren wie Saisonalität und Regionalität achten und vegetarische Optionen bevorzugen. Andererseits gilt es, unnötige Verschwendung zu vermeiden, indem man vorausschauend kalkuliert und mit Catering-Anbietern zusammenarbeitet, die sich auf nachhaltige Angebote spezialisiert haben. Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen geht Hand in Hand mit einem professionellen Abfallmanagement, bei dem es längst nicht nur um die richtige Entsorgung geht. Nachhaltige Planung setzt schon früher an und versucht, Abfälle von vornherein zu vermeiden – zum Beispiel durch Mehrweggeschirr und Rückgabesysteme. Bei vielen Produkten kann man zusätzlich auf die Recyclingfähigkeit der Materialien achten und Abfälle, die sich nicht vermeiden lassen, sollten dank passender Abfallbehälter schon vor Ort getrennt werden.
Gute Idee:
Reste-Boxen für Besucher zusammenstellen oder je nach Möglichkeit an gemeinnützige Organisationen oder Foodsharing-Initiativen spenden, um zu verhindern, dass übrige Lebensmittel im Abfall landen.
Communication is key
All diese Maßnahmen sind nur ein Ausschnitt dessen, was nachhaltiges Event-Management heutzutage ausmacht. Immer mehr Veranstalter sind motiviert, innovative Lösungen zu finden, um den ökologischen Fußabdruck von Groß-Events weiter zu minimieren und damit auch als Vorbild für die gesamte Branche zu fungieren. Dabei essenziell: Alle Beteiligten mitnehmen, informieren und motivieren. Egal, ob Reinigungskraft, Besucher oder Ehrengast – um nachhaltige Veranstaltungen zu realisieren, müssen alle mit ins Boot geholt werden. Deshalb ist eine der wichtigsten Aufgaben der Organisatoren nicht nur die Einführung umweltfreundlicher Maßnahmen, sondern vor allem die Kommunikation.
Wenn alle Beteiligten wissen, was sie tun, und vor allem auch warum sie es tun, findet Umwelt- und Klimaschutz langfristig seinen Platz bei großen Events und Veranstaltungen.